Unser Körper als Ressource für inneres Wachstum

Unser Körper als Ressource für inneres Wachstum

Seelisches Erleben findet nicht nur im Gehirn statt, sondern baut auf dem lebendigen, kreatürlichen System des gesamten Körpers auf, welcher ein kommunizierendes oszillierendes Netzwerk aus Verbindungen von unterschiedlichen Strukturen ist. Durch die neuesten neurobiologischen Erkenntnisse wird deutlich, dass unser Körper und die verkörperte Erinnerung komplexer und dynamischer sind, als es die mechanistischen Vorstellungen der letzten Jahrhunderte annahmen. Als Tänzerin habe ich die Komplexität und die Weisheit meines Körpers bewundern gelernt. In der tantrischen und weiblichen Spiritualität habe ich dieses integrative, heilsame Verständnis wiedergefunden und in meiner Arbeit mit dem psychotherapeutischen Wissen verbunden.

Durch Gespräch, Bewegung und gezielten Übungen entsteht die Möglichkeit nicht bewertend und in achtsamer Wahrnehmung ins Jetzt zu treten. Diese körperlich mentale Achtsamkeit wird auch in der Traumatherapie als Ressource und zur Stärkung der Resilienz genutzt und wird aktuell immer wichtiger. Der traumatisierte und von sich entfremdete Mensch ist gefangen in den Erinnerungsschleifen der Vergangenheit oder den Negativprojektionen in die Zukunft. Schmerzhafte Erinnerungen, Panikattacken, Vermeidungsstrategien sind das Resultat. Rettender und beruhigender Anker ist es dann, in den Körper hinein zu fühlen und wieder mit sich in Kontakt zu kommen.

Peter Livine, Entwickler der SomaticExperiencing® Therapie, nennt diese Aufmerksamkeit, Felt-Sense: „Felt Sense“ beschreibt man vielleicht am besten, indem man ihn als Erfahrung bezeichnet, in einem lebendigen Körper zu sein, …er ist in vielerlei Hinsicht wie ein Strom, der durch eine ständig sich ändernde Landschaft fließt. In seinem jeweiligen Charakter äußert sich die Resonanz auf seine Umgebung.“

So wird dies genutzt in der Therapie durch „Pendeln“ der Aufmerksamkeit zwischen körperlich positiven Gefühlen und stressbedingten Wahrnehmungen. Es wird wieder eine Balance durch das Auflösen von körperlich traumatischen Erinnerungen hergestellt. Diese körperliche Erfahrung des Pendeln zwischen positiver und negativer Erinnerung fördert das neuronale Integrieren im Feedback dieser sensorischen und motorischen Nervenreize. Motorische Reflexe werden wahrgenommen, können sich körperlich ausdrücken und damit die Spannungen lösen. Aufkommende Bilder und Empfindungen sind darin das Eintrittstor ins Limbische System (das emotionale Gehirnzentrum) und wir beeinflussen über den Ausgleich darüber unsere Gefühle und unser Wohlergehen positiv.